Meine Erfahrung mit dem Futon, dem japanischen Bett

Zu einer japanischen Einrichtung gehört auch eine japanische Schlafstätte. Wie schläft man als Europäer auf dem Futon?

Der japanische Einrichtungsstil ist auch bei uns im Westen sehr in. So kam ich vor einigen Jahren auf die Idee diesen Stil auch im Schlafzimmer fortzusetzen. Spartanische Einrichtung, ein Paravent, der Bonsaibaum, die Tatami Matten aus Reisstroh am Fußboden und auch der Sichtschutz am Fenster mit bespannten Seidenpapier gaben meinem Schlafzimmer die Note, die ich haben wollte. Ich war begeistert, auch ein kleines niedriges Tischchen war schnell gefunden und ein Bild verschönerte meine Wand.

Wegen des Bettes machte ich mir (vorerst keine großen Gedanken), wusste ich doch, dass man in Japan zum Schlafen seinen Futon (den shiki-buton) einfach auf den Tatami Matten am Fußboden ausrollt. Am Morgen wird dieser wieder eingerollt und verstaut. Das hat nicht nur den Vorteil, dass ich tagsüber mehr Platz im Schlafzimmer zur Verfügung habe, sondern ist auch für den Futon notwendig, da er durch das aufrollen wieder gelockert wird. Das heißt, die Stellen, die sich im Laufe der Nacht durch das Körpergewicht zusammengedrückt haben, werden wieder aufgelockert und der Futon wird so wieder gut durchlüftet und kann den über die Nacht aufgenommenen Schweiß auch wieder abgeben. Ein Futon ist dabei ca. 10cm hoch, 1m breit und 1,80m lang. Er besteht aus einer Hülle (meist aus Baumwolle oder Seide), die mit Baumwolle gefüllt ist.

Es kommen Bedenken auf

Auf der Suche nach einem Shop oder Geschäft, das solche Futons führt, traf ich einen Bekannten und erklärte ihm mein Vorhaben. Er belächelte mich mitleidig und bei einer Tasse Kaffee erzählte er mir von seinen Erfahrungen, die er in Japan mit solchen Futons gemacht hat:
Die Japaner sind den Futon gewöhnt (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Futon ), wir Europäer sind aber was Schlafen anbelangt verwöhnt und mögen es weicher. Man darf auch die Kälte des Bodens nicht unterschätzen. Das merkt man nicht mehr so stark, wenn das Bett höher ist. Auch das Aufstehen direkt vom Boden ist gewöhnungsbedürftig und es kann sehr lästig werden den Futon jeden Tag einzurollen und wegräumen zu müssen.

Ich ließ mich von meinem Vorhaben aber nicht abbringen, fragte in diversen Fachgeschäften und recherchierte auch im Internet. Mit folgendem Ergebnis:

Meine japanische Schlafstätte entsteht

Ich ließ mir von einem befreundeten Tischler ein Bett mit einem starrem Lattenrost

machen. Der Bettrahmen war niedriger als bei den herkömmlichen Betten, was den japanischen Stil unterstrich. Es war aber nicht direkt am Fußboden und auch der Futon wurde hinterlüftet, weil er nicht direkt am Boden lag. Ich verabschiedetet mich von dem Gedanken, den Futon jeden Morgen einzurollen und wegzuräumen, das war aber eher meiner Bequemlichkeit geschuldet.

Da ich mir das wegräumen des Futons ersparte wählte ich eine Größe von 2m x 2m, da ich gern viel Platz im Bett habe und die Standardbreite von 1m schreckte mich doch etwas ab.

Beim Futon entschied ich mich (Europäer halt) für eine etwas weichere Version, einem Latexkernfuton (vergleichbar mit dem Latexkernfuton auf www.macbett.com/matratzen/futons.html Hier können Sie den Aufbau des Futons gut nachlesen) Der Futon war zwar 15cm dick, aber der Latexkern machte es wirklich angenehm (und ich habe viele Futons durchprobiert)

Das Bett, bzw. der Lattenrost waren perfekt. Kein Nagel und keine Schraube waren verbaut. Alles war an Ort und Stelle verleimt worden. Das ganze Gestell war massiv, es bewegte sich nichts, es wackelte nichts, es quietschte nichts.
Und das Schlafen? Super! Ich hatte Bedenken, wegen der Härte und es dauerte auch einige Tage, bis ich mich daran gewöhnt hatte, aber niemals Rückenschmerzen und ich schlief sehr gut.

Gab es auch Nachteile?

Ja, die gab es. Ich schlafe gerne auf der Seite, das ist aber mit einem Futon nicht so bequem, da der Futon im Bereich der Schulter nicht nachgibt. Ein höheres Polster schaffte Abhilfe. Auch die Pflege des Futons war nicht ohne. Der Futon muss ja ca. alle 2 Wochen gewendet und gelüftet werden. Das Ding war aber aufgrund der Größe und Dicke extrem schwer. Da der Futon außerdem flexibel war, war es fast unmöglich den Futon alleine zu wenden. Das lässt sich schwer beschreiben, das müssen Sie erlebt haben. Vergleichbar mit einem Menschen, der alles hängen lässt. Egal wo man ihn anpackt, es gibt immer etwas das extrem schwer auf der anderen Seite nach unten zieht;-)

Aber in Summe war ich zufrieden. Ich habe ca. 7 Jahre auf dem Futon geschlafen. Dann bin ich übersiedelt und konnte das vor Ort verleimte Bett nicht mitnehmen. Es musste mit der Säge abgebaut werden;-)

Heute schlafe ich wieder auf einer Matratze mit verstellbarem Lattenrost. Hier kann ich mir die gewünschte Härte über den Lattenrost einstellen und im Bereich der Schulter habe ich es etwas weicher. So kann ich auch gut in Seitenlage schlafen.