Das Balkonkraftwerk ist im Kommen. Spätestens seitdem der Bundestag im Juli 2024 eine Änderung im Mietrecht beschloss, die die Installation der Mini-PV-Anlage erleichtert, gibt es kein Halten mehr. Bis zum November dieses Jahres zählte die Bundesnetzagentur nahezu 800.000 steckerfertige Anlagen. Steigende Energiekosten, ein geringerer bürokratischer Aufwand und günstige Anschaffungspreise befeuern den Trend zur Solarisierung des heimischen Balkons. Wer seinen Strom noch nicht selbst generiert, informiert sich im Beitrag darüber, wie das System funktioniert und ob es langfristig Nutzen bringt.
Strom aus eigener Produktion: Wie das Balkonkraftwerk funktioniert
Im Prinzip funktioniert das Balkonkraftwerk genauso wie eine herkömmliche PV-Anlage. Da der Balkon nur eine begrenzte Fläche zur Montage der Solarmodule bietet, ist die Ausbeute jedoch deutlich geringer. Wobei die Installation auch im Garten, auf dem Dach oder auf der Garage erfolgen kann – überall da, wo ausreichend Sonne scheint und es keine Verschattungen gibt.
Balkonkraftwerksets enthalten ein bis zwei Solarmodule sowie einen Wechselrichter, der den von der Mini-PV-Anlage erzeugten Strom in haushaltskonformen Wechselstrom umwandelt. Hier empfiehlt sich ein Modell mit Ablesefunktion. Die dazugehörige App liefert verlässliche Daten darüber, wie viel Energie die Anlage gerade produziert.
Den Mikro-Wechselrichter befestigen Nutzer auf der Rückseite der Module. Über das Kabel mit Schuko-Stecker schließen sie das Balkonkraftwerk ans Hausstromnetz an. Dafür brauchen sie eine Steckdose im Außenbereich.
Fällt direktes oder diffuses Licht auf die Module, fließt Strom, mit dem Nutzer ihre Waschmaschine oder die Infrarotheizung betreiben. Dadurch sparen sie Stromkosten. Ungenutzte Energie fließt ins öffentliche Stromnetz. Ein zusätzlicher Batteriespeicher speichert den Energieüberschuss zu Spitzenzeiten und macht ihn später, wenn die Sonne nicht mehr scheint, verfügbar.
Darf ich auf dem Balkon einer Mietwohnung ein Balkonkraftwerk installieren?
Bisher brauchten Mieter das Einverständnis von Eigentümer, um ein Balkonkraftwerk zu installieren. Das ist auch heute noch so. Allerdings haben sie seit dem 10. Oktober 2024 einen rechtlichen Anspruch auf die Genehmigung – nachzulesen im BGB § 554. Ohne triftigen Grund darf der Vermieter die Installation einer steckerfertigen Anlage nicht verbieten. Ist die Fassade denkmalgeschützt oder die Bausubstanz gefährdet? Dann kann der Eigentümer ablehnen. Gleiches gilt, wenn eigens installierte Mini-PV-Anlagen ein Brandschutzrisiko darstellen.
Warum Nutzer von einem Balkonkraftwerk profitieren
Auch 2025 müssen viele Haushalte mit steigenden Energiekosten rechnen. Netzentgelte und Umlagen treiben die Preise in fast allen Teilen des Landes in die Höhe. Nur in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein freuen sich die Bürger über sinkende Energiekosten. Doch auch hier kann ein Balkonkraftwerk entscheidend zur Kostenreduktion beitragen. Gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit von großen Energieversorgern. Was noch hinzukommt: Nutzer produzieren saubere Energie, bei der sie keine Emissionen erzeugen.
Wo muss ich mein Balkonkraftwerk anmelden?
Um die Installation eines Balkonkraftwerks und die Gewinnung grünen Stroms zu vereinfachten, entbürokratisierte die Bundesnetzagentur im April 2024 die Registrierung. Nutzer machen seither statt 20 nur noch 5 Angaben zu ihrer steckerfertigen Anlage beim Marktstammdatenregister (MaStR), darunter:
- Angaben zur Person
- Zählernummer
- Datum der Inbetriebnahme des Balkonkraftwerks
- Herstellerinformationen zu den Modulen und dem Wechselrichter
Die Bundesnetzagentur meldet das Balkonkraftwerk automatisch an den Netzbetreiber. Dieser installiert zeitnah einen Stromzähler mit Rücklaufsperre
Tipp: Die Registrierung der Mini-PV-Anlage ist kostenlos. Versäumen Betreiber die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur, droht ein hohes Bußgeld. Sie sollte innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme eingehen. |
Worauf muss ich bei der Installation eines Balkonkraftwerks achten?
Erlaubt sind Balkonkraftwerke mit mehreren Solarmodulen, deren Solarleistung 2 Kilowatt nicht übersteigt und einem Wechselrichter, der höchstens 800 Watt leistet. Haben sie mehr Power, gelten sie als reguläre PV-Anlagen, die strengeren Vorschriften unterliegen.
Um die Sicherheit und Qualität des Produktes zu gewährleisten, achten Interessierte auf die TÜV- und CE-Zertifizierung der Anlagen. Gibt der Hersteller eine lange Garantie, deutet das auf ein wertiges Produkt hin. Die meisten geben 10 bis 15 Jahre auf den Wechselrichter und bis zu 30 Jahre auf die Solarmodule. YUMA bietet auf seine langlebigen Modelle sogar eine Produkt- und Leistungsgarantie von 40 Jahren.
Was kostet ein Balkonkraftwerk und wie rentabel ist es?
Balkonkraftwerke waren im November 2024 so günstig wie nie zuvor. Sets mit zwei 425-Watt-Modulen und Wechselrichter mit 800 Watt gab es bereits für 239 Euro. Damit erzeugen Nutzer bei idealer Ausrichtung der Solarmodule im Schnitt 780 Kilowattstunden. Die jährliche Ersparnis pro Haushalt hängt vom aktuellen Strompreis ab. Im November 2024 lag der durchschnittliche Neukundenpreis pro Kilowattstunde bei 26,9 Cent. Rein rechnerisch ergibt die Einsparung bei voller Entnahme 210,00 Euro. Allerdings spielen auch der Neigungswinkel der Module und die Ausrichtung in die Berechnung hinein. Im Schnitt rechnen Nutzer mit einer jährlichen Einsparung von 100 bis 200 Euro.
In den meisten Fällen rechnet sich die Anlage erst nach ein paar Jahren. Das gilt vor allem dann, wenn Nutzer einen zusätzlichen Batteriespeicher anschließen, um die Haushaltsgeräte in der Wohnung auch in Zeiten geringer Stromproduktion zu speisen. Hier liegen die Preise je nach Kapazität und Marke im drei- bis vierstelligem Bereich.
Fazit
Ein Balkonkraftwerk macht Nutzer bis zu einem gewissen Grad unabhängig von großen Stromanbietern und spart langfristig hohe Energiekosten. Die Preise für Komplettpakete mit zwei Solarpaneelen und Wechselrichter mit 800 Watt sind im Herbst 2024 deutlich gesunken. Für etwa 250 Euro bekommen Anwender hochwertige Geräte, mit denen sie pro Jahr bis zu 200 Euro sparen. Zudem sind die Hürden deutlich niedriger als noch vor einem Jahr. Stress mit dem Vermieter brauchen Mieter nicht mehr zu befürchten, denn der darf nur in Ausnahmefällen die Genehmigung für die Installation verweigern. Und auch die Formalien für die Registrierung beschränken sich auf ein Minimum.