Durch die Industriealisierung des Wohnbau kam es zu Umsiedlungen und das Wohnen veränderte sich
Die beginnende Industrialisierung erforderte Umsiedlungen vom Land in die Stadt. Teilweise kamen gewaltige Menschenströme aus Osteuropa in die boomenden Industriegebiete. Schnell realisierte Bauprojekte in der Nähe der Industrieanlagen mussten quasi aus dem Boden gestampft werden.
Architektonische Meisterleistungen waren hier nicht gefragt, Zweckmäßigkeit und auf Massenbewältigung ausgerichtete Siedlungen wurden als Sozialleistungen der sich rasant etablierenden Großunternehmen auch als Lockmittel für Arbeiter und deren Familien benötigt.
Industriebau Meist handelt es sich um im gleichen Schema erbaute Gebäude mit einem kleinen Garten zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, einem Geräteschuppen und vielleicht noch ein Stallgebäude für zwei Ziegen und ein Schwein, vielleicht auch eine Gelegenheit, Tauben und Kaninchen unterzubringen.
Schnell wuchsen die Familien und es war durchaus üblich, dass die Kinder schon sehr früh mit in die nahe gelegene Fabrik gingen. Oder ein Elternteil übte Heimarbeit aus und die noch kleinen Kinder halfen mit einfachen Handgriffen mit. Kamin In dieser Gesellschaftsschicht war Wohnen und der Raum zum wohnen nicht Selbstzweck, sondern beschränkte sich auf die Notwendigkeit relativ warm und trocken zwischen zwei Arbeitsschichten essen und schlafen zu können.
Bzw. der Wohnraum war zum Arbeits- und Lebensraum geworden. Eingebettet in die sozialen Systeme des Arbeitgebers, gehörte der Familie der Wohnraum nicht, es war auch auf Grund der Einkommensverhältnisse nicht an einen Immobilienerwerb zu denken, schon gar nicht an Gewerbeimmobilien. Aus dieser Situation entwickelte sich sicher das Konzept des sozialen Wohnungsbaus.
Anders selbstverständlich die gehobene Gesellschaftsschicht, die sich aus großzügigen Stadtwohnungen teilweise Wohnsitze planen ließ, die als schlossartig bezeichnet werden können.
Mit der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen und der daraus resultierenden besseren Einkommensverhältnisse kam man eigentlich erst nach dem letzten Weltkrieg in unserer Gesellschaft wieder eine Veränderung der Wohngewohnheiten beobachten.
Nimmt man die besonderen Lebensumstände der Kriegszeit heraus, dann dürfte sich in gewisser Weise eine Kontinuität beobachten lassen. Auch heute gibt es noch große Konzerne, die für die Mitarbeiter, allerdings auf die heutigen Lebensbedingungen abgestimmt, Wohnraum zur Miete anbieten.
Es gibt staatlich begünstigen Wohnraum für die sozial schwächeren Mitbürger und es gibt Förderprojekte, die Familien mit Kindern den Erwerb von Wohnraum erleichtern. Gemeinsam ist all diesen Projekten, dass der Wohnraum, genau wie vor ca. 150 Jahren, zwar unseren heutigen Bedürfnissen entspricht, aber weder individuell ist noch größeren Komfort anbietet. Auch heute wird ein Wohnkonzept entworfen, das beliebig vervielfältigen werden kann.